„Das habe ich selbst gemacht, für dich!“- wer Kinder hat, kennt das. Kinder, die keinen Zugang zu der elterlichen unlimited Kreditkarte haben, machen ihre Geschenke selbst, aus dem, was die im Haus oder Umgebung finden.
Der erste Blumenstrauß, den ich einer Frau geschenkt habe, waren Tulpen, die ich in unserem Garten für meine Oma gepflückt habe. Mit drei Jahren konnte ich noch nicht wissen, warum Großmutter so komisch auf meine selbstgerupften Blumen und das verwüstete Tulpenbeet reagiert hat – ich habe Gartenverbot bekommen!
Für Großeltern gehörte das Herstellen eigener Lebensmittel zum Alltag, nebenbei baute man Blumen an – nur zum Spaß. Das haben die so von ihren Eltern gelernt und die Großeltern von den Urgroßeltern.
Das ist gut so.
Und es ist einfach: Samen in die Erde legen- warten- ernten- essen- verdauen. Als Gärtner bin beruflich geprägt, aber mich fasziniert es immer wieder: Ich lege ein paar Samen in die Erde und drei Monate später kann ich im Schatten von zwei Meter hohen Maispflanzen sitzen.
Wenn du “Bestimmer” über ein Fleckchen Erde bist, oder einen Balkon oder Terrasse hast, dann kannst du gerne mit wenig Aufwand dein eigenes Essen herstellen.
Ich fühle mich verpflichtet für mehr Johannisbeer’, statt Kirschlorbeer zu missionieren, deswegen liefere ich dir neun gute Gründe, um essbare Pflanzen anzubauen.
- Essbare Pflanzen anzubauen, ist leicht: die Pflanzen wachsen von alleine.
- Du entscheidest über die Zusammensetzung der Früchte. Es kommt das raus, was reinkommt.
- Du erlebst Misserfolge. Es geht auch mal was schief. Vergessen zu Gießen, Schädlingsbefall, Unwetter. Das Leben ist hart. Aber es gibt ja immer noch den REWE, da kannst du dir die Biomango aus Indonesien einfliegen lassen.
- Du erlebst Erfolge. Zu sehen, wie eine Pflanze aus Samen erwächst, Früchte trägt und dann stirbt – ist sehr schön. Es ist spannend zu sehen, wie die Pflanze sich jeden Tag verändert.
- Falls DU dich bereits vermehrt hast und Nachwuchs hast, kannst du dem zeigen, zu welcher Jahreszeit welche Frucht wächst.
- Du sorgst dafür, dass das Wissen über Nahrungsanbau nicht an den Hochschulen und Laboren der Agrarkonzerne bleibt.
- Nutzpflanzen sind nützlich, du kannst die essen oder damit angeben. (Ich habe die größte Gurke in der ganzen Stadt!)
- Nutzpflanzen sehen schön aus.
- Es macht einfach Spaß.
Drei Wege zur eigenen Ernte
Nutzpflanzen zu halten, ist einfach. Probiere es einfach aus. Wenn du schon aktiv dabei bist, dann überzeuge deine Freunde davon. Heute stelle ich dir drei Wege vor, wie du ganz leicht damit anfangen kannst.
Der erste Weg: die Wundertüte
In jedem Supermarkt steht ein unscheinbares Regal mir Samentütchen. Suche die die passende aus und befolge die Anleitung auf der Rückseite. Meist sind es ein- bis zweijährige Pflanzen die man aussät: Kopfsalat, Bohnen, Radieschen, Möhre, Rote Beete. Das alles kannst du auch in einem Topf aussäen. Den Topf kannst du überall hinstellen: auf deinem Balkon, Terrasse, Treppenhaus, Tiefgarage oder Verkehrsinsel. Achte darauf, das die Pflanzen genug Sonnenlicht bekommen aber nicht in der prallen Sonne stehen.
Der zweite Weg: geklaute Samen
Samen ist nicht gleich Samen. Aber lass dich nicht verwirren. Die Idee, die ich dir in diesem Abschnitt mitgeben möchte, ist: pflanze Samen, die du nicht gekauft hast, sondern aus einer Frucht geklaut hast. Erwarte aber nicht so viel davon. In den Früchten, die du im Supermarkt kaufst, sind oft „falsche“ Samen drin. Die Früchte eines veredelten Pfirsichbaumes tragen die Samen der „wilden“ Veredlungsunterlage. Wenn du den Kern eines Pfirsichs pflanzt, wächst ein wilder Baum, auf dem du den Kulturpfirsich pfropfen muss.
Der dritte Weg: fertige Pflanzen
Das ist die Variante für Gärtner, die Früchte ernten wollen; du bekommst gute Pflanzen, die funktionieren und sparst dir die Mühe der Aussaat und der Jungpflanzenpflege. Kaufe dir Jungpflanzen, natürlich bei einem guten Gärtner, pflanze sie ein, sprich mit den und esse die auf.
Geht genauso gut in einem Kübel oder Trog, wenn du keinen Garten hast. Zum Anfangen brauchst du kein Gewächs mit ausgeklügelter Technik. Für eine Tomate brauchst du ein Quadratmeter Platz für eine Zucchini zwei. Das ist nicht viel.
Wenn du einen Garten hast, dann hast du es leicht. Es gibt so viele Möglichkeiten, eigenes Obst anzubauen. Apfelbäumchen, die so viel Platz einnehmen wie ein Besen oder Spaliere, die sich an eine Wand schmiegen wie ein Poster. Sehr praktisch und perfekt zum Naschen sind Beerensträucher. Schwarze, grüne, rote und gelbe Johannisbeere, Stachelbeere, Jostabeere, Heidelbeere – suche dir das passende aus!
Mache dir einen Spaß daraus
Gärtnern ist wie ein guter Wein- mit mehreren macht es einfach mehr Spaß. Suche dir Mitstreiter, mit den du dich über Pilzkrankheiten an deiner Gurkenpflanze unterhalten kannst. Eine gute Idee ist, die Kinder mit einzubeziehen. Dazu habe ich schon mal einen Artikel bei Marina Peters geschrieben.
Das Letzte
- Kaufe dir eine Zucchini- oder Tomatenpflanze und setze die in einen Topf.
- Gieße die nach Bedarf und lass ihr ein Mindestmaß an Pflege zukommen
- Ernte die Früchte
- Gehe zu deinen Eltern und sage: „Hier, das habe ich für dich gemacht!“
- Noch besser: lade die Eltern ein, grille die Zucchini und mache einen Tomatensalat. Dazu passt ein leichter Weißwein.
- Schwelge dich in Erinnerungen und habe einen schönen Sommerabend.